Es ist dunkel wie die Nacht in der Bar jeder Vernunft, man hört Grillen zirpen. Der Abend mit Rainald Grebe steht im Zeichen der "Volksmusik". Grebe und seine beiden Gefährten, die Kapelle der Versöhnung, haben recherchiert, ja haben sich umgehört an den Lagerfeuern Europas. Diese Erfahrungen verarbeiten sie nun in ihrem neuen Musik-Comedy-Kabarett-Programm in der Bar jeder Vernunft. Die Location scheint wie gemacht für das Programm, schnell kommt Lagerfeueratmosphäre auf, das Publikum sitzt in gemütlicher Runde an den Tischen, trinkt Wein und schlemmt Eis. Vorn spricht Grebe davon, dass "Gefrierbrand und Mitmachtheater" die letzten Geißeln der Menschheit sind. Trotzdem singen die Fans immer wieder mit, ob nun beim volksmusikalischen Kanon oder aber wenn der nunmehr bekannte Hit "Brandenburg" angestimmt wird. Heute gibt es auch für Mecklenburg Vorpommern eine Hymne, diesmal dreht sich alles um die schöne Doreen, die am liebsten der mecklenburgischen Einöde entfliehen möchte. Rainald Grebe attackiert auf seine sympathisch-dadaistische Art alles Provinzielle, die nur scheinbare Idylle und die etwas eigenartigen Lebensentwürfe einer Mittdreißiger-Gesellschaft, die sich beim Sushi-Abend den Spiegel des Lebens vorhalten lassen muss. Aber auch die "Kastanienallee" in Berlin bekommt ihr Fett weg, wird sie doch als "Castingallee" bezeichnet, mit all den "Schauspielern" die sich dort treffen um zum Latte Macchiato "Projekte, Projekte, Projekte" zu machen. Der Abend wird lang, und das ist auch gut so, mal melancholisch, mal rockig, mal hat der Schlagzeuger einen Pferdekopf auf oder Grebe setzt sich ein Huhn auf den Kopf wenn er über das Single-Dasein in Berlin philosophiert. Er schafft es, gesellschaftliche Themen mit soviel Schwachsinn zu verbinden, dass es einfach Spaß macht und einen oft denken lässt "Genauso ist unsere Welt, er hat den Kern getroffen". Ein gelungener Abend der zur Wiederholung empfohlen wird!
http://www.bar-jeder-vernunft.de/
http://www.rainaldgrebe.de/
[rico-thore kauert]
rtk - 22. Sep, 10:34